Feuerfüchse 1: Einleitung und Begriffe
Aurora Borealis – schon wenn ich diese Worte höre, möchte ich rausgehen und schauen ob der Himmel klar ist. Ein Grossteil meines Lebens dreht sich um den mystischen Tanz der Lichter. Ich hoffe diese Handbuch hilft, eure Fragen zu beantworten. Hier in Finnland duzen sich fast alle Leute und der Einfachheit halber schreibe ich im ‘Euch’-Stil.
Die verschiedensten Geschichten und Sagen über die Auroras haben eins gemeinsam: es ist etwas magisches, die Lichter am Himmel zu sehen. Eine Geschichte der Sami besagt, das ein Fuchs über die Fjells von Lappland gerannt ist. Beim Rennen hat sein Schwanz Schnee hoch in die Luft gewirbelt. Somit ist es recht einfach zu verstehen, warum das finnische Wort für Polarlicht ‘revontulet’ (Fuchsfeuer) ist. Manchmal, wenn ich nachts draussen in der Stille und Einsamkeit bin, frage ich mich, ob ich jemals dem Fuchs begegnen werde..
Das Handbuch besteht aus fünf Teilen und dienst dazu
– die gebräuchlisten Begriffe zu verstehen
– realistische Erwartungen zu haben
– zu wissen, wann und wohin zu gehen und was mitzubringen ist
– um gute Polarlichtbilder zu machen
– eine Liste nützlichen Links bei Hand zu haben.
Nachdem ihr dieses Handbuch durchgelesen habt, werdet Ihr verstehen, dass Polarlichter nicht sehr genau vorhergesagt werden können. Obwohl bestimmte Orte und Zeitpunkte oftmals gute Wahrscheinlichkeiten bieten, gibt es keine Garantie Polarlichter zu sehen. Nicht in bestimmten Farben, nicht an bestimmten Zeiten und auch nicht an einem bestimmten Ort.
Grade wegen all diesen Ungewissheiten ist es so besonders die Polarlichter zu sehen. Jede Nacht ist eine neue Überraschung, man weiss einfach nie was einen erwartet.
Hier ist eine Liste der gebräuchlichsten Begriffe in Verbindung zum Polarlicht. Es ist nicht mein Ziel perfekte, wissenschaftliche Erklärungen aufzuzeigen, sondern diese Begriffe für jederman verständlich zu machen.
Ein Lichtschauspiel am Nachthimmer der nördlichen Hemisphäre, verursacht durch geladene Partikel der Sonne. Wenn diese Partikel in grosser Anzahl das Magnetfeld der Erde durchdringen, stossen sie mit Atomen unsere Atmosphäre zusammen. Es entsteht Licht in bestimmten Farben. Stellt euch einen Regenbogen vor. Das Sonnenlicht trifft auf unzählige Tropfen und ergeben einen farbigen Regenbogen.
Der Name Aurora Borealis kommt von den Wörtern Aurora (die römische Göttin des Morgenrots) und boreal (das griechische Wort für Nordwind). Auroras (oder richtig geschrieben aurorae) in der südlichen Hemisphäre werden Aurora australis genannt.
Ein ovalförmiges Gebiet rund um die magnetischen Pole der Erde, wo Polarlichter gesehen werden könnten. Stellt euch ein Waschbecken mit Wasserhahn vor. Wenn der Wasserhahn aufgedreht ist, läuft das Wasser im Kreis um den Abfluss. Je nach dem wie stark der Wasserstrom ist, ändert sich die Fläche und Breite des Wasserkreises. Im Aurora-Oval passiert etwas ähnliches. Je nach Geschwindigkeit und Menge der Sonnenpartikel ändert sich das Oval in Breite und Stärke.
Das NOAA-Zentrum für die Weltraumwettervorhersage hat ein Modell entwickelt, um kurzfristige Vorhersagen (30 Minuten) zu treffen, wo Polarlichter sichtbar sein könnten. Die Farben im Modell deuten auf die Wahrscheinlichkeit hin, eine Garantie gibt es natürlich nicht. Hellgrün steht für 30-50%, orange-rot für über 80% Wahrscheinlichkeit. Hier ist der direkte Link zum Modell für die nördliche und südliche Hemisphäre.
Ensteht wenn das Magnetfeld der Erde entweder von einem starken KMA oder einem sehr schnellen Sonnenwind durchdrungen wird. Ein starker geomagnetischer Sturm löst üblicherweise tolle Polarlichtspektakel aus, die mehrere Nächte lang dauern können. Es gibt fünf Klassen der Stürme, G1 (am schwächsten) bis G5.
Ein Platzen oder Ausbruch eines instabilen Magnetfeldes auf der Sonnenoberfläche. Hierbei wird oftmals eine grosse Menge Sonnenpartikel mit hoher Geschwindigkeit ins Weltall geschleudert, meist von den Regionen rund um die Sonnenflecken. Normalerweise dauert der Vorgang einige Minuten, es kann sich aber auch über Stunden hinziehen. Stellt euch eine Luftblase unter Wasser vor, die nach oben strebt. Wenn sie die Oberfläche durchbricht, platzt die Luftblase.
Ein Loch in der äusseren Hülle (genannt Korona) der Sonne. Durch dieses Loch strömt Sonnenwind gleichmässig aus. Bis sich das Loch wieder schliesst, kann es Tage und sogar Wochen dauern. Anstatt einer zerplatzenden Luftblase, denkt an einen windigen Tag. Ihr öffnet ein Fenster und ein starker, gleichmässiger Wind strömt hindurch bis das Fenster geschlossen wird.
deutet auf die Stärke geomagnetischer Aktivität hin. Kp-Werte sind nummeriert von eins bis neun, wobei neun der stärkste Wert ist. Ein G1 geomagnetischer Sturm hat einen Kp-Wert 5, ein G5-Sturm ist der stärkste bei Kp 9. Diese Zahl hilft auch zu verstehen, wo Polarlichter evt gesehen werden können.
Das Zentrum für Weltraumwettervorhersage NOAA Space Weather Prediction Center hat Karten erstellt mit farbigen Linien für Kp=3, 5, 7 und 9. So kann man schauen, was für ein Kp-Wert ungefähr notwendig ist, um Polarlichter an einem bestimmten Ort zu sehen. Hier sind die Links zur Kp-Wert Karte für Europa und Asien und Kp-Wert Karte für Nordamerika.
Ein Diagramm, dass die Situation des Magnetfelds unserer Erde aufzeichnet. Das Magnetogram kann mit einem Seismogram verglichen werden, welches die Aktivität eines Erdbebengebiets aufzeichnet. Horizontale, flache Linien weisen auf ein intaktes Feld hin, vertikale Ausreisser auf Unterbrechungen. Starke vertikale Ausschläge sind oft ein Zeichen, dass starker Sonnenwind das Magnetfeld erreicht hat und Polarlichter möglicherweise zu sehen sind. Als Beispiel hier ein Link zum Magnetogram in Sodankylä, Finland.
ist ein Teil der Sonnenfläche mit einem starken Magnetfeld. Dieses Feld kann sich ins Weltall ausdehnen ohne zu brechen. Das Gas darin hat so mehr Platz und die Temperatur an der Oberfläche der Sonne nimmt ab. Wegen der niedrigeren Temperatur sieht man die Flähce als dunklen Fleck.
Das dehnbare Magnetfeld kann man sich mittels Seifenblasen vorstellen. Wenn man vorsichtig pustet, kann sich die Seifenblase am Ring bewegen, bevor sie losreisst.
Für die dunklen Sonnenflecken denken wir an einen Schmied der ein Schwert formt. Er arbeitet mit heissen, orange glühenden Eisen. Wenn das Schwert in kaltes Wasser kommt, kühlt es ab und wird dunkel.
Ein Strom geladener Teilchen, der die Sonne verlässt. Falls sich der Sonnenwind in Richtung Erde bewegt, kann es evt zu Polarlichtern kommen.
Die Sonnenaktivität erreicht ihr Maximum ungefähr alle elf Jahre, oftmals als Solar Max bezeichnet. In dieser Zeit ist die Zahl der Sonnenflecken und KMAs besonders hoch, wodurch sich viele Polarlichter ergeben. Auf dem halben Weg des Sonnenzyklus wird das Solar Min, das Minimum erreicht. Rund ums Minimum enstehen Polarlichter meist nur durch den Sonnenwind koronaler Löcher. Kp-Werte sind in dieser Zeit oft niedrig.
Stellt euch euren eigenen 24-Stunden Tag vor. Es gibt eine Zeit in der ihr wach (aktiv) seid und viel Energie verbraucht. Beim Schlafen hingegen ist der Verbrauch gering.
Und hiermit endet der erste Teil; die Einleitung und die Erklärung einiger Begriffe. Falls ihr Fragen habt oder Feedback loswerden wollt, schreibt einfach ins Kommentarfeld unten oder über das Kontaktformular.
Sobald der zweite Teil übersetzt ist, geht es hier weiter zu Teil 2